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Verleger

21.01.2018   1. Blogeintrag

Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehes hinab unter die Erde fahre?

Prediger 3, 21 [Übersetzung nach Martin Luther]

 

Robert Silverberg »Die Mysterien von Belzagor« (»Downward to the Earth«)

 

Über das Internetportal zukunft.de habe ich vom Erscheinen des Comics »Rückkehr nach Belzagor«, Splitter (12/2017) erfahren. Nach Lesen der Inhaltsangabe und Anschauen des Titelbildes sowie einiger Panels, aber vor allem, nachdem ich gesehen hatte, dass die Geschichte auf einem Roman von Robert Silverberg beruht, habe ich mir die Comicausgabe gekauft und zunächst ins Regal gestellt.

Gleichzeitig habe ich mir die deutsche Übersetzung der Geschichte zugelegt, die dem Comic zugrunde liegt: »Die Mysterien von Belzagor«, Heyne 1973 (»Downward to the Earth«, 1969). Ich habe sofort angefangen, das Buch zu lesen. Als ich Seite 70 von insgesamt ca. 125 Seiten erreicht hatte, habe ich es zur Seite gelegt. Mir war eingefallen, dass zu jener Zeit zum Teil heftig gekürzte Ausgaben erschienen sind. Nachdem ich im Internet die Orginalausgaben nachgeschaut habe, bestätigte sich mein Verdacht. Das Buch hat im Original ca. 250 Seiten! Kurzerhand habe ich das E-Buch erworben, was zusätzlich zum eigentlichen Text noch ein sehr interessantes Vorwort von Robert Silverberg sowie eine Karte beinhaltet.

 

Vor acht Jahren mussten die Menschen Holmans Welt entkolonialisieren. Die intelligenten Nildoror haben die Verwaltung des Planeten übernommen, der mittlerweile offiziell den einheimischen Namen Belzagor trägt.

Zusammen mit einer Touristengruppe kehrt Edmund Gunderson zurück zu der Welt, auf welcher er während der Kolonialisierungsphase zuletzt eine Führungsposition innegehabt hatte. Während seiner zehn Jahre auf Holmans Welt ist einiges passiert, was ihn nicht loslässt. Acht Jahre Abwesenheit haben ihn nicht zur Ruhe kommen lassen.

Auch nach seiner Rückkehr hat er Schwierigkeiten, sich an die neue Situation anzupassen. Die Ähnlichkeit der Nildoror mit Elefanten ist äußerliches Symbol einer inneren Einstellung, von der er sich offenbar nur mit Schwierigkeiten lösen kann. Aber um sich dem zu stellen, ist er hier.

So kommt er auf seinem Weg ins Gespräch mit Srin’gahar, einem Nildoror, der seinerseits unterwegs ist zu seiner Wiedergeburt ins Nebelland. Dieser befragt ihn im Lauf der Reise nach der Ähnlichkeit der Nildoror mit Elefanten und ob diese Seelen – g’rakh – besäßen.

Gundersen nutzt die Reise außerdem dazu, Kolleginnen und Kollegen aus den „alten Zeiten“ zu besuchen, die es vorgezogen haben, auf Belzagor zu bleiben.

Welche Rolle spielen die Sulidoror, ebenfalls intelligente Einwohner Belzagors, die, im Gegensatz zur Vergangenheit, mittlerweile nicht nur im Nebelland zu finden sind, wohin die Menschen nur selten, falls überhaupt gegangen sind.

 

Naturgemäß sind es die Gedanken Gundersens, die den Kürzungen der deutschen Ausgabe zum Opfer gefallen sind. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Pilgerreise zur Verabreitung seiner Vergangenheit. Er ist auf der Suche nach einer Art spiritueller Läuterung, um sich von dem zu Befreien, was ihn quält – in diesem Sinne ist die »Rückkehr nach Belzagor« auch eine innere »Umkehr«. Nicht umsonst bezieht sich der Titel der Originalausgabe auf den eingangs zitierten Vers aus der Bibel.

 

Es ist ein hervorragendes Buch, beeindruckend! Schade, dass es hierzulande bisher nicht in ungekürzter Ausgabe erschienen ist. Allen, die neugierig geworden sind, sei das Original ans Herz gelegt. Doch auch die stark gekürzte deutsche Ausgabe hat etwas von der schriftstellerischen Kraft des Originals und ist daher ebenfalls lesenswert.

Silverberg zufolge ist die Idee zum Buch auf einer Afrikareise entstanden, wo er in einer Gideon-Bibel in seinem Hotelzimmer beim Blättern auf den am Anfang zitierten Vers stieß. Im Vorwort des Originals schreibt er, dass beim Schreiben »zwei literarische Geister hinter ihm geschwebt hätten: Rudyard Kiplings und Joseph Conrads«. Und so ist die Atmosphäre des Romans geprägt von des einen Indiengeschichten und des anderen »Herz der Finsternis« (»Heart of Darkness«).

Der Comicband, den ich nach dem Roman gelesen habe, weicht inhaltlich vom Roman ab. Wie sich das Ende gestaltet, erfahren wir auf Deutsch erst Anfang Oktober, nachdem der 2 Teil erschienen ist. Die Zeichnungn, insbesondere der Flora und Fauna Belzagors, gefallen mir gut. Aber aufgrund der inhaltlichen Unterschiede würde ich Robert Silverberg zustimmen, wenn er vorschlägt, beide Veröffentlichungen als eigenständige Werke zu betrachten. Ohne die Comicausgabe wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, »Downward to the Earth« zu lesen!

Es ist lange her, dass ich etwas von Robert Silverberg gelesen habe. Vom Inhalt ist mir nichts in Erinnerung geblieben; »Schwingen der Nacht« und »Zeitpatrouille« jedoch habe ich vom allgemeinen Gefühl her als Lesenswert eingestuft. Daher habe ich sie aus dem Regal geholt, um sie in Kürze noch einmal zu lesen …

 

2017

Andreas Irle (Bild von 2016)

Jahrgang 1963

Verheiratet, drei Kinder

Christ

Liest gern, hört am liebsten Power Metal und spielt Badminton