Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Jesus Christus

Die Mordmaschine

The Killing Machine

USA, 1964
Übersetzt von Andreas Irle
211 Seiten

Edition Andreas Irle, 2001
ISBN  3-9804569-8-6
Preis: € 50,--

 

1
Die Kritiker diskutieren Baron Bodisseys Life:

Ein monumentales Werk, wenn man Monumente mag ... Unweigerlich kommt einem die Laocoön-Gruppe in den Sinn, mit dem guten Baron, der sich gegen die Windungen des gesunden Menschenverstandes richtet, und die ernsthafteren seiner Leser werden bestrebt sein sich von ihm zu lösen.
... Pankretische Rundschau, St. Stephen, Boniface

Schwerfällig verdaut die große Maschine ihre Bündel von Überlieferungen; mahlend, ächzend, bebend bringt sie ihr Erzeugnis hervor: kleine Wölkchen beißenden, mehrfarbigen Dunstes.
... Excalibur, Patris, Krokinole

Sechs Bände voller Schimpfkanonaden und Quatsch.
... Academia, London, Erde

Ungeheuerlich, irres Zeug, flegelhaft, untragbar ...
... Der Rigelaner, Avente, Alphanor

Versprüht Missgunst über die Karrieren besserer Menschen ... Unmöglich, keinen aufrichtigen Ärger zu verspüren.
... Galaktischer Kurier, Baltimore, Erde

Verlockend, sich Baron Bodissey bei der Arbeit in seiner von ihm proklamierten arkadischen Heimat vorzustellen, umgeben von bewundernden Ziegenherden.
... El Orchide, Serle, Quantique

 

2

Die Luft des Ardhofs roch, mit einem schweren süß-sauren organischen Dunst, der die Nüstern blähte, in der Tat ergiebig. Gersen schnitt eine Grimasse und ging zu dem Laden, von dem die Gerüche auszuströmen schienen. Tief Luft holend und seinen Kopf vorbeugend, betrat er ihn. Rechts und links standen hölzerne Zuber, die Pasten, Flüssigkeiten und untergetauchte Festkörper enthielten. An der Decke hingen Reihen ausgetrockneter blaugrüner Objekte in der Größe einer Männerfaust. Hinten, hinter einer mit schlaffen rosa Würsten vollgestapelten Theke, stand ein clowngesichtiger Jugendlicher von zwanzig Jahren, der einen schwarz-braun gemusterten Kittel und ein schwarzes Kopftuch aus Samt trug. Er lehnte ohne Temperament oder Vitalität auf der Theke und beobachtet Gersen ausdruckslos dabei, wie er mit der Seite voran an den Zubern vorbeiging.

»Sie sind ein Sandusker?« fragte Gersen.

»Was sonst?« Dies wurde in einem Ton gesprochen, den Gersen nicht identifizieren konnte, ein komplexer Modus aus vielen Missklängen: bekümmerter Stolz, wunderliche Bosheit, unverschämte Demut. Der Jugendliche fragte: »Sie wünschen zu essen?«

Gersen schüttelte seinen Kopf. »Ich bin nicht von Ihrer Religion.«

»Ha, ho!« sagte der Jugendliche. »Dann kennen Sie Sandusk?«

»Nur aus zweiter Hand.«

Der Jugendliche lächelte. »Sie müssen die alte törichte Geschichte, dass wir Sandusker religiöse Fanatiker sind, die es vorziehen widerliche Nahrung zu essen statt sich zu geißeln, nicht glauben. Das ist völlig falsch. Kommen Sie. Sind Sie ein gerechter Mann?«

Gersen überlegte. »Ja, das bin ich.«

Der Jugendliche ging zu einem der Zuber, tauchte einen Bausch glitzernder schwarzüberkrusteter Paste ein. »Kosten Sie! Urteilen Sie selbst! Gebrauchen Sie Ihren Mund satt Ihrer Nase!«

Gersen zuckte fatalistisch mit den Schultern, kostete. Das Innere seines Mundes schien zunächst zu kribbeln, dann sich auszudehnen. Seine Zunge rollte sich zu seiner Kehle zurück auf.

»Nun?« fragte der Jugendliche.

»Wenn überhaupt«, sagte Gersen schließlich, »schmeckt es schlimmer als es riecht.«

Der Jugendliche seufzte. »Solches ist die allgemeine Meinung.«